Etappe 19
Bisher bewältigt: 2422,84 km
Santo Domingo de la Calzada – Castrojeriz (westlich von Burgos)
- 106 km
- 20,8 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit
- 5 Stunden 6 Minuten Fahrtzeit
- 975 Höhenmeter
- 3140 Kalorien pro Fahrer verbraucht
Leider hatten wir wieder Probleme mit dem Internet, deswegen muss der gestrige Beitrag mit Verspätung online gehen. Tut uns Leid, kommt aber leider immer wieder mal vor...
Wir pilgern weiter!
Eines möchte ich heute gleich vorweg nehmen. Die Erzählung der Etappe als solche wird heute wieder etwas kürzer ausfallen, aber selbstverständlich nicht ohne Grund. Doch dazu später mehr.
LKW-Lärm, Kälte und helles Licht von der Laterne gleich nebenan – ideale Vorraussetzungen für eine geruhsame Nacht. So geschehen von gestern auf heute unweit von Santo Domingo und auch unweit (5 Meter…) von der Nationalstraße 120, die den Ort durchzieht. Der Übernachtungsplatz, an sich in gutem Zustand, hat einzig an seiner Lage zu knabbern. Die klirrende Kälte in der vergangenen Nacht, die dem einen oder anderen Schwierigkeiten mit dem Schlaf bereitete, kann man den Betreibern des Campingplatzes aber beim besten Willen nicht vorwerfen.
Die Fahrtstrecke, übrigens für den Radfahrer in gutem Zustand, verlief heute weitgehend problemlos. Großes Highlight heute war die Pilgerstadt Burgos, welche mit ihrer spektakulären Kathedrale beeindrucken konnte. Die Stadt des legendären „El Cid“ (spanischer Held im Kampf gegen die Mauren) liegt direkt am Camino de Santiago und ist für Pilger aus aller Welt ein Ort mit großer Anziehung.
Die Weiterfahrt verlief dann jedoch mit einem großen Höhepunkt, nämlich den herrlichen, weitläufigen Kornfeldern. Zur Auflockerung konnten wir Begleiter das eine oder andere Kickerl am Straßenrand nutzen, um uns entsprechen abzulenken.
Auf der Suche nach unserem nächtlichen Quartier konnte uns selbst eine kurzfristige Aufregung um einen nicht (mehr?) existenten Campingplatz in Melgar keinen Strich durch die Rechnung machen. Schlussendlich hatten wir das Glück, etwa 30 km weiter einen weiteren Campingplatz zu finden, der uns mit seiner ausgesprochen ruhigen Lage bestimmt eine geruhsame Nacht bescheren wird.
Ich habe euch ja vorhin etwas Besonderes angekündigt. Und hier kommt es auch schon:
Wir haben uns gedacht, wir erzählen so viel von unserer Reise als solcher, wir erfreuen uns an Beitragskommentaren die ihr uns übermittelt, doch irgendwie haben wir selbst noch kein Wort zu dieser ganzen Sache verloren. Das wollten wir ändern. Wir haben uns 4 einfache Fragen überlegt, und mit jedem unserer Truppe ein Blitzinterview geführt. Alle Mitglieder des Teams haben dieselben 4 Fragen bekommen. Hier sind sie:
1.) Was nimmst du von dieser Reise mit?
2.) Was hat dir weniger gefallen bzw. dich vielleicht gestört?
3.) Was hat dir bis jetzt besonders gefallen?
4.) Welche bisher gefallene Anekdote ist dir noch am intensivsten in Erinnerung?
Hier sind die Antworten der einzelnen Teammitglieder:
Wolfgang Hasenhütl (Radfahrer, Mitorganisator der Unternehmung)
1.) Was ich mitnehme… einen „Wolf“, mehrere Gelsenstiche…
Nein, Spaß beiseite. Ich nehme die Erkenntnis mit, dass unterschiedliche Persönlichkeiten aus verschiedenen Altersgruppen, die sich noch dazu kaum kennen, in knapp 4 ½ Wochen eine dermaßen interessante Gemeinschaft bilden können und jüngere und ältere gleichermaßen voneinander profitieren können.
Weiters nehme ich die Erfahrung mit, dass alles was man plant, auch durchführbar ist. Es muss nur gemacht werden.
2.) Man kommt insgesamt doch auf zuwenig Schlaf, auch die persönliche Hygiene wird mit dem Lauf der Zeit auf ein Niveau gesenkt, dass gerade das nötigste abdeckt. Außerdem haben wir gelernt, dass es schwer ist, die Grundgedanken unserer Reise (sportlich, kulturell, spirituell & kulinarisch) an einem Etappentag zu vereinen.
3.) Besonders gefallen hat mir die Rücksicht aufeinander innerhalb der Fahrgemeinschaft und der Grundgedanke des „Gemeinsam starten und gemeinsam ankommen.“.
4.) Der Spruch der Reise ist für mich „I geh jetz mei Radl putzen.“ (Wolfgang St., Anm.).
Wolfgang Stieböck (Radfahrer, Tagebuchschreiber, Tourguide)
1.) Ich nehme mit, dass was auch immer auf den 3200 Kilometern passiert, wir unser Ziel erreichen werden. Die Welt dreht sich weiter, komme was wolle.
2.) Gestört? Überhaupt gar nichts! Absolut nichts hat sich bis jetzt außerhalb meines Toleranzpegels bewegt.
3.) Dass es möglich ist, das 7 Persönlichkeiten, die sich kaum kennen, zueinander finden können, durch ein gemeinsames Ziel das alle erreichen wollen.
4.) Großartig fand ich, als der Peter in der Tür stand und fragte „Günther, was suchst denn?“. Gerade weil der Herr Rath immer der ist, der ganz genau weiß wo alles ist. Grundsätzlich jedoch habe ich weniger einen Spruch der Reise sondern vielmehr eine Erkenntnis – nämlich die Erkenntnis, dass Personen, die sich eigentlich unbekannt sind, an einem gemeinsamen Strick ziehen können.
Hans Petritsch (Radfahrer, Tour-Arzt & „Miraculix“)
1.) Ich weiß es eigentlich noch nicht. Die Eindrücke sind noch zu verschieden, zu vielfältig. Das ist an sich nichts schlechtes aber ich bin noch zu erwartungsfroh um hier antworten zu können.
2.) Die auf den Tag verteilte Hektik und der damit verbundene rasche Ablauf, weiters der Versuch, zu viel in einem Tag unterzubringen.
3.) Zum einen die faszinierenden Landschaften die ich gesehen habe, seit ich wieder dabei bin sowie die unglaublichen Kulturstätten auf dem Weg. Zum anderen hat mir bis jetzt das Zusammenspiel aller Teilnehmer sehr gut gefallen.
4.) Wenn dieser Spruch unter den bisher gefallenen dabei war, dann „Der Weg ist das Ziel.“ Sonst eigentlich noch keiner.
Günther Rath (Begleiter, Techniker, Küchenchef, Fahrer des „Mobile Office“, Logistik, Organisation von Schlafstätten, Photographie, „McGyver“, um nur einige seiner Arbeitsbereiche aufzuzählen, jedenfalls ein Mann für alle Fälle!)
1.) Ich habe sicher wieder dazugelernt, wie man mit gewissen Situationen umgeht, habe mich in Geduld geübt. Außerdem habe ich einige Erkenntnisse gegenüber anderen Menschen gewonnen und gesehen, was mit der richtigen Einstellung möglich ist.
2.) Abgesehen von wenigen Kleinigkeiten eigentlich nichts. 4 Wochen sind halt eine lange Zeit, weil auch sehr intensiv, aber damit habe ich ohnehin gerechnet.
3.) Gefallen haben mir Momente des Zusammenseins, überrascht war ich von Frankreich, da sich die Menschen dort viel freundlicher und offener verhalten haben, als in den bisherigen Erzählungen gehört habe. Außerdem hat mir sehr gut gefallen, wie die Menschen in den Ländern die wir besucht haben, ihre Kultur wahren.
4.) Am Besten fand ich wohl den Witz vom Wellensittich der in den Ventilator kommt und feststellt: „Heut geht’s rund!“. Toll waren aber auch die Verabschiedungen bei der vorübergehenden Trennung in der Früh, als ob wir uns ewig nicht mehr sehen würden. Außerdem fand ich auch die Sache mit „Der mit dem Wolf tanzt“ sehr gut.
Peter Eisner (Begleiter, Logistik, Organisation von Schlafstätten, Navigation, Photographie, Günthers Sous-Chef, Beschreibungsgenie, Motivationstrainer & Vorkoster)
1.) An Prosciutto hab i ma kauft… Nein, im Ernst, ich nehme Erfahrung verschiedenster Art mit, ich persönlich habe so etwas in dieser Form noch nie erlebt. Jeden Tag beinahe vagabundierend Städte zu bereisen ist etwas völlig neues für mich. Außerdem war ich noch nie zuvor in Frankreich, und in den anderen Ländern wenn auch nur an den Hauptorten des Tourismus. Das macht diese Reise so besonders für mich.
2.) Es gab schon kleinere Differenzen die, vielleicht auch bedingt durch den Altersunterschied oder verschiedene Anschauungen. Vielleicht gab es dadurch auch kleinere Querelen bei der Platzwahl oder der Wahl der Straßen. Aber das waren Dinge, die uns vorher schon bewusst waren.
3.) Zum einen haben mir große Landschaftsabschnitte sehr gut gefallen, wie zum Beispiel die italienische Riviera, die Cote D’Azur, die Languedoc-Landschaften und die vielen kleinen Städte, speziell in Frankreich. Besonders hervorheben möchte ich hier Carcassonne.
Zum anderen hat es mir imponiert, wie wir die gesetzten Ziele trotz unvorhersehbarer Ereignisse erreicht haben und so Flexibilität bewiesen haben. Ebenfalls großartig fand ich auch, wie ältere und jüngere miteinander harmoniert haben.
4.) „Da kann’s eigentli nur grad aus gehn.“ Und „Da oben im Süden…“
Daniel Blümmel (Begleiter, Fahrer des Sicherungsfahrzeuges, mobile Versorgung der Radfahrer, Herr der Riegel, Entertainer)
1.) Also ich nehme auf jeden Fall Lebenserfahrung mit, außerdem neu gewonnene Freunde und mir persönlich sehr wichtig, die Zufriedenheit, ein weiteres Abenteuer erlebt zu haben.
2.) Bis auf Kleinigkeiten, die uns allen schon bei den Vortreffen bewusst waren und nicht vermeidbar sind, wenn 7 Personen so lange auf engstem Raum zusammenleben, eigentlich nicht viel.
3.) Die Reise als solche hat mir einfach bis jetzt sehr gut gefallen, außerdem das hohe Maß an Kameradschaftlichkeit auf einer besonderen Reise mit einem besonderen Ziel. Wir hatten die Ehre, herrliche neue Landschaften zu entdecken, außerdem bin ich sehr zufrieden mit dem Wetter, hätte schlimmer sein können. Auch kulinarisch waren wir großartig versorgt, an dieser Stelle möchte ich mich bei Günther dafür herzlich bedanken.
4.) Das kann eigentlich nur ein Spruch vom Günther sein. „Da kanns eigentlich nur links gehn.“, in einem Kreisverkehr mit mehren Ausfahrten, und das obwohl ich diese Aussage selbst gar nie gehört habe. Aber ich fand den Spruch einfach zu gut. Außerdem war das „I kumm gar ned aussi“ an diesem windigen Morgen sehr gut, wo wir alle so abgekämpft haben.
Jakob Egger (Begleiter, Camino09-Blogger, Navigator im Sicherungsfahrzeug, Verwahrer der Pilgerpässe, Entfesslungskünstler bei diversen Liegen, Haus-und Hofschreiber)
1.) Schwierig… Ich hab lang überlegt aber etwas gutes ist mir auf die Frage glaube ich noch nicht eingefallen. Bestimmt nehme ich wieder neue Lebenserfahrung mit, eine Jedermanns-Antwort, ich weiß, außerdem aber die Erfahrung, was mit guter Planung alles möglich ist. Weiters nehme ich wieder neue Freundschaften und Kontakte mit.
2.) Nichts gravierendes, nur die üblichen Kleinigkeiten, die halt passieren wenn man für so einen Zeitraum zusammenlebt. Natürlich auch obligatorische Meinungsunterschiede, und auch die lange Zeit von zuhause Weg zu sein. In meinem Fall besonders hervorzuheben ist das tägliche, frühe aufstehen...
3.) Als besonders empfunden habe ich bisher die Art und Weise wie das Team trotz teilweise großer Unterschiede zusammenhält, und sehr bewegt hat mich persönlich auch die Spiritualität, die von den Pilgerstätten ausgeht. Außerdem freue ich mich sehr darüber, wieder einen neuen Teil der Welt zu sehen, den ich bisher noch nicht kannte.
4.) Schwierige Frage. Aber ich würde sagen „Der Sänger von Queen, Eddie Murphy“, weil bisher kaum ein Tag ohne diesen Spruch vergangen ist, aber auch die Aussage „Der mit dem Wolf tanzt“, ein großartiger Tour-„Insider“.
Die Interviews wurden durchgeführt von Jakob, bis auf Jakobs eigenes, durchgeführt von Peter.
Mit lieben Grüßen,
Jakob
für das
TEAM CAMINO 2009
4 Kommentare:
ad wir über uns
Ein ganz lieber und herzlicher Blog, ihr seid wirklich ein Superteam. Liebe Grüße Franz Eis.
Mit diesem persönlichen und ausgesprochen herzlichen Blog, geschrieben am 25. Juli 2009, an Daniel's 20. Geburtstag, ist sein größter Wunsch in Erfüllung gegangen!
Daniel hat sich so auf diese Reise gefreut, auf das Unbekannte, auf Erfahrungen, auch wie es ist, mit sechs weiteren Weggefährten unterschiedlichen Alters auf engem Raum zu leben und dies über einen mehrwöchigen Zeitraum, auf neue Freunde, auf beeindruckende Erlebnisse, Landschaften, Städte usw., wir freuen uns so für Daniel, dass er dies mit euch ALLEN erlebt!
DANKE an Wolfgang & Wolfgang, Hans, Günther, Peter und Jakob, ihr habt ihm das schönste und beeindruckendste Geburtstagsgeschenk gemacht! Sein 20. Geburtstag wird auf seinem weiteren Lebensweg immer ein ganz BESONDERER für ihn sein!
Viel Kraft und Ausdauer und ein gesundes Vorwärtskommen auch weiterhin! Ihr seid ein supertolles Team!
Liebe Grüße,
eure Beatrix
Hallo Wolfgang, hallo an Alle im Team!
Fasziniert verfolge ich seit Wochen Eure Berichte.
Die Erlebinisse sind einfach unglaublich faszinierend und für mich sehr motivierend.
Inzwischen warte ich schon täglich auf Eure Berichte.
Ich bin mir sicher, Ihr werdet das Ziel erreichen und eine unsichtbare Energie wird in Euch aufsteigen und dieses Abenteuer unvergesslich machen.
Ich schicke Euch viel Kraft und Energie für die letzten sicher auch noch spannenden Etappen!!
Heinz,
Linz-Austria
Super wie weit ihr schon gekommen seid, jetzt ist das ziel schon wirklich in greifbare Nähe gerückt!
Auch wenn ihr schon lange Zeit unterwegs seid: viel Vergnügen noch für die letzten "paar" Kilometer, alles Gute für euer Team, bleibts xund
das wünschen euch
Eva, Bernie, Moritz und Stefan (diesmal aus Graz)
Kommentar veröffentlichen