Mittwoch, 22. Juli 2009

Der Camino-Express rollt…

Busfahrer können sich entspannen, während Radfahrer das Ritual des in Italien antrainierten Toilettenganges für ihre Entspannungsübungen nutzen


Irgendwann kommt der Punkt, an dem ein noch so hartgesottenes Rennrad sagt: „Schluss, ich will und kann nicht mehr!“




Etappe 16

Insgesamt bewältigt: 2146,24 km


Lourdes – Saint Jean Pied-de-Port (Ausgangsort der historischen Pilgerstrecke)
  • 150,5 km
  • 26,4 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit
  • 5 Stunden 41 Minuten Fahrtzeit
  • 1308 Höhenmeter
  • 3993 Kalorien pro Fahrer verbraucht
Entschuldigung für die Verspätung des Beitrages, aber gestern konnten wir unser mobiles Internet nicht davon überzeugen, zu funktionieren... sorry!

Heiß, heißer am heißesten! Nachdem der gestrige Abend in Lourdes eher kühl, gewittrig-regnerisch verlief, und auch einer Luftmatratze in einem der Zelte ihre „Urfunktion“ abverlangte, schleuderten die Pyrenäen uns heute ihren ersten Prügel in Form von drückender Hitze und erneut starken Anstiegen vor die Beine bzw. Räder. Die Außentemperatur verwandelte die zahlreichen Hügel und Täler in wahre Backöfen, deren Inhalt mit Temperaturen von bis zu 46°C förmlich geschmort wird. Auch die sonst so herbeigesehnten leichten Windstöße brachten keine Erleichterung, vielmehr ähnelte das Gefühl einem Föhn, der einem mitten ins Gesicht gehalten wird. Die Höllenhitze machte außerdem mehrfache Pausen und einen enormen Flüssigkeitsverbrauch der Fahrer unvermeidbar. Schwer zu sagen, was die Tropfen in der Straßenkarte verursachte – habe ich beim Trinken gepatzt oder schaut mir doch ein schweißnasser Radler über die Schultern? Ausgesehen wie frisch gebadet haben sie! Das bereits gestern geschilderte Gefühl der immer wiederkehrenden Steigung war auch heute wieder mit von der Partie, noch einmal mehrfach pervertiert im Vergleich zu gestern. Stichwort pervers – die Mengen an Fliegen hier in Saint Jean Pied-de-Port verdienen diese Artikulierung auf jeden Fall. So manche schwarze Gewitterwolke die angeblich aufzog sollte sich als ein Geschwader Schmeißfliegen entpuppen, wir alle haben uns heute wohl des Massenmordes schuldig gemacht. Den Haag erwartet uns vor dem Sondergerichtshof für den Fliegen-Genozid im französischen Baskenland. Nun jedoch zu etwas wichtigerem: Heute haben wir die 2000 km-Marke geknackt. Grund genug, wieder einmal aufzusummieren. Eine Anmerkung am Rande – bei genau 2000 saßen unsere Mannen noch im Sattel, also werden wir der Einfachheit halber mit der Kilometerzahl zum heutigen Etappenende rechnen, vorausgesetzt ihr verzeiht es uns . Diese Zahlen sind das vorläufige Ergebnis von 16 Tagen Rad fahren. Habt ihr schon einmal 118 Tafeln Manner-Schnitten verdrückt? Nein? Jeder unserer Radler schon, selbstverständlich nur bildlich gesprochen. Die etwas trockenen Schnitten müssen natürlich auch runtergespült werden, am Besten mit 408 Dosen Cola… wenn ihr euch jetzt fragt, wie barbarisch wir das Wort „kulinarische Reise“ auslegen kann ich euch beruhigen. Damit möchte ich euch nur veranschaulichen, wie 56.786 verbrauchte Kalorien pro Fahrer in 16 Tagen anfühlen. Ebenfalls froh sein müssen wir, dass noch keiner unserer Radpilger mit einem Reiseflugzeug kollidiert ist. Und nein, lieber Leser, wir haben uns nicht am Flughafen am Check-In Schalter verfahren. Vielmehr sind wir höher geklettert, als ein durchschnittlicher Jet normalerweise fliegt – 13.092 Höhenmeter. Stelle man sich das mal als einzigen Anstieg, oder noch lustiger, als einzige Abfahrt vor… im letzteren Fall wären aus den tapferen Radlern wohl gelb bzw. blau gekleidete Pistolenkugeln geworden. Pistolenkugeln mit 24,3 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit. Angesichts der zahlreichen Steigungen ein ansehnlicher Schnitt, vor allem auch wenn man das bisweilen extreme Tempo bei den Abfahrten berücksichtigt, Geschwindigkeiten wie etwa 62 km/H kommen gerne einmal vor. Auf den meisten Grazer Vorrangstraßen würden wir mit dem Fahrrad Tempostrafen zustande bekommen… Fast Dreieinhalb Tage durchgängig saßen die „eisernen Hinterteile“ im harten Fahrradsattel – 81 Stunden und 5 Minuten reine Fahrtzeit in einem Stück. Unglaubliche Ausdauerleistung für die „Cyclistes“. Kaum haben wir die erneute Datenhochrechnung abgeschlossen, kommt das nächste Highlight schon daher (wir sind einfach zu gut zu euch ). Gestern haben wir ja ein Gewinnspiel zum Thema Lourdes angekündigt – und hier kommt es auch schon. Beantwortet einfach die folgende, nicht allzu schwere Frage und postet eure Antwort als Kommentar zu diesem Blogeintrag. Die ersten 3 erhalten ein Überraschungsgeschenk aus Lourdes.
Also SCHNELL MITMACHEN!!!


Hier kommt die Frage auch schon:
In welcher Region liegt Lourdes?


a.) Südliches Pyrenäenhinterland

b.) Alpenvorland

c.) Nördliches Pyrenäenvorland


Wir wünschen viel Glück beim Mitmachen und bedanken uns für euer Interesse!


Noch einen schönen Abend an euch daheim,


Jakob

Für das


TEAM CAMINO 2009

1 Kommentar:

Beatrix hat gesagt…

Wenn ich mit euch unterwegs wär', hättet's ihr absolut keine Chance: "Heut' gibt's HITZEFREI - einen Tag Pause!" und da würd' ich keine Widerrede dulden, gell Daniel?! That's Mum!

Und jetzt mal an Jakob:
Du bist einfach grenzgenial mit deiner Schreibe! Wir daheim sind jedes Mal auf's Neue begeistert und freuen uns schon auf die nächste Meldung! Mach' weiter so!

Grüße aus dem Stiwollerland an das Camino Team09!

Beatrix