Sonntag, 5. Juli 2009

Vó sind wir eigentlich?!

Süditalienische Wäscheleinen sind durchaus auch im Norden anzutreffen




Peter der Suchende fand die ideale Wohlfühloase – wir schlafen heute mitten im Weingarten


Etappe 4
bisher insgesamt bewältigt: 565,4 km

5.Juli 2009

Conegliano – Weingut in der Gemeinde Commune di Vó, Bezirk Padua
  • 119 Tageskilometer
  • 26,5 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit
  • Tageshöchsttemperatur 36°C
  • 4 Stunden 30 Minuten Fahrzeit
  • 351 Höhenmeter
  • Kalorienverbrauch pro Fahrer 2950

Das wichtigste zuerst: wir leben noch.
„Da ist ihm jetzt nichts besseres eingefallen.“, werden Sie , werter Leser sich nun wohl denken. Doch die vergangene Nacht in der Kulisse für den nächsten Teil von „Ich weiß was du letzten Sommer getan hast“, offiziell unter dem Titel Campingplatz geführt, ließ uns alle wieder etwas glücklicher über unsere bloße Existenz werden. Denn: Alles ist vergänglich, besonders aber die Reinlichkeit der Duschen am Lago di Revino. Jeder der schon einmal seine Zehen in den Badeschuhen zusammengekrampft hat, um nicht in Kontakt mit dem Untergrund treten zu müssen, versteht wohl genau was wir meinen. Eigentlich sollten auch die gegrillten Rippchen ihr Fett abbekommen, aber wir mussten feststellen, dass sie es nicht mehr vertragen hätten. Als wir spät nachts dann schließlich als „Insassen“ der Wohnbaracke am Gelände nur noch die Minuten zählten bis selbige unter den Regenmassen des schweren Gewitters kollabieren würde, wurde eines sehr schnell deutlich: Wir, die wir uns gerne als die unbesiegbaren Gallier des Radpilgerns verstehen, haben womöglich tatsächlich etwas gefunden, das sogar gallische Nerven erbeben lässt. Vor allem da wir seit gestern auch noch unseres Zaubertrankmischers Miraculix, „zivil“ bekannter unter dem Namen Hans Petritsch beraubt sind. Zwar wird der Druide wieder zu uns stoßen und er hat auch die jungen Gallier ins Mischen eingeweiht, aber die tiefen Geheimnisse dieser Kunst kennt einzig und allein der Doktor selbst (Um falschen Vermutungen vorzubeugen – unser „Giftler“ verarbeitet ausschließlich legale Substanzen).
Der Titel des heutigen Blogeintrages hat eine pikante Ambivalenz anzubieten – Der Etappentag als solcher eine gewisse Parallelität zum Gestrigen.
Die Anfahrt verlief nämlich ebenfalls weitestgehend reibungslos, und auch eine Unterkunft schien schnell gefunden – ein Bauernhof in der Nähe von Noventa wurde auserkoren. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch niemand mit den schwer verständlichen Beweggründen der „Gastwirtin mit Hindernissen“ gerechnet, uns die Übernachtung zu verweigern. Ganz verstanden habe ich es ehrlich gesagt immer noch nicht. Damit war der Salat angerichtet und wartete darauf durch eine weitere endlose Herbergssuche verputzt zu werden. Fällt Ihnen etwas auf? Richtig! Hier liegt die weitere Parallele zu gestern. Und nicht die letzte, denn die nächste folgt auf dem Fuße: Nach langer Suche mit der freundlichen Hilfe eines engagierten Einheimischen, der uns zu allen möglichen (und unmöglichen) „alberghi“ mit angeschlossenen Weingärten führte, folgte nach ein besonderes Fleckchen Erde auf dem Gebiet der Gemeinde Vó. Der gemütlich wirkende Herr mit der Engelsgeduld (das alles änderte sich völlig sobald er ins Auto stieg, unser Ducato konnte kaum mithalten) jagte uns durch die Weingegend das uns hören und sehen verging, so tat sich kurzerhand eine einzelne Frage auf: „Vó sind wir eigentlich?!“
Er hatte jedoch wider Erwarten ein ganz konkretes Ziel - Eine herrliche Herberge direkt am Fuße der Eugenäischen Hügel (an der gegenüberliegenden Seite liegt der bekannte Thermenort Ábano), in herrlicher und ruhiger Sonnenlage. Hier unterscheidet sich Heute von Gestern, zwar wurden wir auch geführt, nur das Ergebnis war… ich nenne es einmal ausbaufähig. In diesem Fall – Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.
Zurück zu unserem Domizil für die heutige Nacht. Aktuell entspannt sich das gesamte Team (und hoffentlich auch bald der Blogger selbst) quasi direkt in den Weingärten zu Fuße der Eugenäischen Hügel bei einem „weltklasse“ (Zitat Wolfgang Hasenhütl, lizenzzitiert von Hans Fuchs) Merlot der mit sage und schreibe 3,30 € auch ein unglaublich Portemonnaie-schonender ist.
Und so lassen wir Tag 4 locker flockig ausklingen und ich möchte die Gelegenheit nützen um euch daheim auszurichten: Ihr ahnt ja gar nicht, was ihr verpasst…

Euer Jakob a.k.a. „Der Blogger“

I ciclisti e i compagni di
Camino 09

1 Kommentar:

Franz Eisner hat gesagt…

ad Conegliano Weingut...

Da die Tour de France und die Österreich-Rundfahrt wahrscheinlich vergeblich versuchen,ohne Gift auszukommen,
ist eure Tour der Marke "Reinheitsgebot" weiß wie der Schnee im Januar.
Doch ohne "Gift" findet auch ihr nicht das Auslangen.
Ein Merlot in Italien um 3.30 Euro,
das ist womöglich kein Göttertrunk... Trotzdem alla salute
Franz Eisner