Sonntag, 26. Juli 2009

Ein Tag des Feierns

Ein Hoch auf den frischgebackenen 20er Daniel!

Hier mit hochdekorativem Gelsenlicht und spanischem Kuchen…



Wolfgang H. beim Aufwärmen in morgendlicher Kälte, siehe „Zauberpatschen“, Handschuhe und lange Ärmel





Etappe 20

Bisher bewältigt: 2578,84 km

ACHTUNG: Dies ist der Beitrag für 25.7.2009 – leider hat das Internet gestern wieder nicht mitgespielt…

Castrojeriz (westlich von Burgos) – León
  • 156 km
  • 28,7 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit
  • 5 Stunden 27 Minuten Fahrtzeit
  • 841 Höhenmeter
  • 3850 Kalorien pro Fahrer verbraucht


Das wichtigste zuerst – eines unserer Teammitglieder zählt seit heute zu den „20ern“. Daniel feiert seinen Geburtstag! Etwas zerzaust und mit noch deutlich sichtbaren Spuren der vergangenen Nacht wurde ihm heute Morgen ein kleiner aber feiner (und wie!) Kuchen überreicht und der eine oder andere Händedruck verteilt. Als Lebenslicht für das Küchlein musste ein Gelsenlicht fungieren, Kerzen waren keine griffbereit. Auf jeden Fall wollen wir den heutigen Tag unter das Motto „Happy Birthday, Daniel!“ stellen.
Wer hätte gedacht, dass es im hochsommerlichen Spanien eine derartige Kälte haben kann. Aber tatsächlich, heute früh, gleich nach dem Aufstehen stieg das Quecksilber nach Schätzung von Wolfgang St. auf um die 8°C.
Das Ziel des heutigen Tages sollte die alte Pilgerstadt León sein. Der Weg dorthin von Castrojeriz, einem kleinen, unscheinbaren Ort am Jakobsweg sollte zunächst wieder einmal von Feldern soweit das Auge reicht gesäumt sein. Vorbei an Hügellandschaften, pittoresken Dörfern und auch einigen riesigen Windparks trug uns die Straße, die weitestgehend parallel zum Jakobs-Gehweg verläuft, immer in Richtung der Ruhestätte des Heiligen Jakob in Santiago de Compostela. Die Straße, sensationell unbefahren (teilweise 20-30 Minuten ohne ein anderes Fahrzeug) und nahezu völlig gerade, führte uns durch wunderschöne Landschaftsabschnitte entlang des originalen „Camino Francés“. Wie auf einem Wellenritt müssen sich unsere Radfahrer gefühlt haben, förmlich auf einem Rodeoritt, so wie die Strecke uns ständig Steigungen entgegen warf, nur um danach wieder hinab zu fallen. Mit unglaublichen 28,7 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit auf 156 km, ein radfahrtechnischer Husarenritt, stachen wir Richtung Westen. Getragen wurden wir von einem leichten Ostwind, also erstmals Rückenwind für die tapferen Radpilger – wer schon einmal längere Zeit auf dem Rad gesessen hat weiß, wie sehr ein solcher Rückenwind die Aufgabe erleichtern kann.
Und so ritten wir schließlich bis nach León , auf einer Welle der Motivation und des richtigen Rückenwindes. León selbst besticht durch seine sympathische Innenstadt und natürlich auch durch seine imposante Kathedrale (wie bis jetzt in fast allen Pilgerstädten des „Camino“), zusätzlich anzumerken ist die Ruhe im Zentrum, wahrscheinlich begründet durch die Tatsache, dass unser Besuch auf Samstag Nachmittag fiel.
Ein weiteres Kapitel im Lehrbuch „Wie verstecke ich einen Campingplatz“ wurde ebenfalls geschrieben, erweitert durch die Ergänzungsschrift „Campingplätze von der komplett falschen Richtung anfahren, Band 1, 2 und 3 “ (Autor: Team Camino 2009).
Der im Campingführer der Region Castilla y León blumig beschriebene Platz sollte sich als exzellent getarnt in den Hügeln über León erweisen. Das wir allerdings erst tags darauf erkennen sollten, wie weit daneben wir wirklich waren, lassen wir hier einmal ausgespart.
In unser Elend aus anscheinend nicht existierenden Orten, phantom-artigen Umfahrungsstraßen und Einwohnern, die noch nie etwas von einem Campingplatz in der Nähe gehört hatten, traten am Ende allerdings doch noch zwei Retter. Besser gesagt, eine Retterin und ein Retter. Eine gebürtige Russin, die in Spanien Englisch unterrichtet (was für eine Kombination!) und ihr spanischer Ehepartner kamen, wie von ganz oben gesandt, im Auto vorbei und nahm sich unserer verzweifelten Lage an. Die beiden erkannten recht schnell, dass mit Erklärungen allein hier nichts zu holen war und so beschlossen sie, uns zum Ziel zu führen. Somit haben wir wieder einmal freies Geleit zu unserer Destination erhalten, wie schon mehrfach auf dieser Reise. Auf der Suche begleitete uns das Paar durch Gegenden, die nicht einmal ihnen als ortsansässige des Raumes León geläufig waren, und doch konnten sie uns zu unserem Campingplatz führen. An dieser Stelle sei beiden ein riesiger Dank ausgesprochen, sie haben uns aus dieser Situation förmlich herausgerissen. Muchas gracias!!!

Wahrscheinlich wäre es hilfreich gewesen, den Platz in beide Fahrtrichtungen zu markieren, allerdings haben die Betreiber wohl niemals damit gerechnet, dass aus dieser Richtung tatsächlich Menschen kommen würden. Kann ihnen auch keiner übel nehmen, wir hätten uns auch nie gedacht, dass wir durch solch verlassene Gegenden fahren würden.
Der Abend war schließlich geprägt durch ein ausführliches und köstliches Mahl (spanische Spezialitäten- Jamón de Serrano, Pulpo a la Galicia, Paella, Bocorones!) anlässlich Daniels Geburtstages, Jakobs Namenstages und – also einmal Kochpause für unseren privaten Paul Bocuse, Günther, der ebenfalls hochleben gelassen wurde, vielen Dank an dieser Stelle für die vielen kulinarischen Highlights! Es sollte ein gemütlicher Abend werden, der gerade ausklingt…

Wir grüßen euch alle recht herzlich,

Jakob

Für das
TEAM CAMINO 2009

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