Montag, 27. Juli 2009

Santiago wir kommen!

Nach einem langen, intensiven Tag versinkt die Planung des nächsten Tages im Reich der Träume

Das Radlermaterial hat sich auch eine Reinigung und Pause verdient und wir wieder mit Nadel, Zwirn, Putztuch und Kettenöl für den nächsten Tag in Schuss gebracht


Etappe 22

Bisher bewältigt: 2788,24 km

Villamartín (westlich von Ponferrada) – Sarria

  • 88 km
  • 20,3 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit
  • 4 Stunden 19 Minuten Fahrtzeit
  • 1330 Höhenmeter
  • 4258 Kalorien pro Fahrer verbraucht

Liebe Leute zuhause!

Ich freue mich inständig, euch unser morgiges Etappenziel zu verkünden – 3 Worte, die größere Bedeutung nicht haben könnten:

Santiago de Compostela - Wallfahrtsort unter dem Zeichen der Jakobsmuschel, Grabstätte des Apostels Jakobus des Älteren. Und darüber hinaus der offizielle Endpunkt unserer Pilgerreise, wenn auch unser Weg hier noch nicht endet. Wir werden weiter fahren – nach Cap Fisterra, ans „Ende der Welt“.

Detailliertes über Santiago werden wir euch im Rahmen des morgigen Eintrages erzählen.

Nun wollen wir uns jedoch den Ereignissen des heutigen Etappentages widmen.

Manche Menschen, die man auf Reisen getroffen hat, laufen einem eines Tages wieder über den Weg. So auch uns heute früh geschehen, nur wer hätte gedacht, dass es in diesem Fall gleich am nächsten Tag ein Wiedersehen geben sollte? Wie ihr bestimmt gestern gelesen habt, haben wir einen gestrandeten spanischen Mountainbiker aufgelesen und ihn in seinen Heimatort zurückgebracht. So weit so gut. Doch ratet einfach einmal, wer uns heute, diesmal in Richtung Cebreiro fahrend, vom Straßenrand zuwinken sollte – Richtig. Juanra, dem wir gestern ein Taxi boten. Für einen Plausch (oder in diesem Fall eher eine Art Scharade, aufgrund der sprachlichen Barriere) blieb keine Zeit, Juanra deutete uns nur aufgeregt und stets lächelnd, dass er diesmal keine Hilfe benötige und eigentlich nur grüßen wollte. Diese doppelte Begegnung wird uns wohl so schnell nicht loslassen – Noch einmal liebe Grüße an unseren neuen spanischen Freund an dieser Stelle – Saludos! J

Steil hinauf, steil hinunter – damit ist die Geschichte des heutigen Tages in der Ultrakurz-Fassung erzählt. Der Anstieg hinauf, zunächst in das reizende Steindorf Cebreiro, dann zum Pass „Alto do Poio“ (1337 m) war gekennzeichnet durch atemberaubende Aussicht, leicht bedeckten Himmel, phasenweise leichtem Nebelreißen und, wie könnte es anders sein, unserem stetigen Begleiter – dem nordspanischen Wind.

Nachdem der Pass erreicht war, wurde allen schlagartig eines klar: „Von jetzt an kann’s nur noch bergab gehen.“ Und es ging, aber wie!

„Einfach nur geil(e)“, (Zitat Wolfgang H.) Abfahrten beschleunigten unsere heute mehr an Geschosse erinnernden Radler auf 55 – 60 km/H. Besonders hervor stach dabei der gute Hans, der sich mit Höllentempo und dennoch gekonnt den Berg herunterwarf, er wollte es ganz offensichtlich noch einmal wissen.

Am Ende der schussartigen Abfahrt und bis unter die Helmdecke voll mit Adrenalin erreichten wir schließlich und endlich das Städtchen Sarria, unsere Pforte zur „heiligen Stadt“ Santiago.

Mal ehrlich – was würdet ihr als erstes denken, wenn euch jemand mit mehreren Verbänden am Körper und einer Konservendose in der Hand um einen Dosenöffner bittet? Der wird wahrscheinlich so intensiv versucht haben, die Dose auf zu kriegen, dass er sich dabei selbst nicht geschont hat. Und dennoch ist die Konserve Sieger geblieben – zumindest haben wir uns das gedacht. Mag auch an der ich nenne es mal „Eigenheit“ unseres Geistes liegen, aber lustig ausgesehen hat’s auf alle Fälle.
Der junge Mann, der uns auf diese Art entgegentrat, sollte uns jedoch erzählen, selbst Radpilger zu sein und kurz nach dem Cruz de Ferro mit über 60 km/H eine klassische „Brezn gerissen“ zu haben. Klingt schmerzhaft? Ist es wahrscheinlich auch.

Glück im Unglück für den verunglückten Pilger, dass unser „Tour-Medikus“ Hans sich gleich verpflichtet fühlte, sich seiner anzunehmen. Wir „Peregrinos“ müssen schließlich ganz im Geiste des Camino zusammenhalten.

Und so geht ein weiterer Tag ins Land und wir bereiten uns hier in Sarria auf einem sehr schönen, sehr modernen Campingplatz direkt am Jakobsweg auf das morgige, mächtige Ziel vor: Santiago de Compostela.

Santiago wir kommen!!!

Ein herzlicher Gruß an euch alle,


Jakob

Für das


TEAM CAMINO 2009

2 Kommentare:

Traudi hat gesagt…

WIA I HEIT WAR BEIM SEE -
IN ALTAUSSEE WISSTS EH -
IN DA SUNN,DER SEE WAR SPIAGELGLATT-
UND STEIG INS KÜHLE WASSER GRAD-
DA SCHIASST ES BLITZARTIG MIR EIN:
WIA WIRDS WOHL BEI DE RADLER SEIN?
HABNS WOHL A SO A FESCHES WETTER
UND - HABNS AM SITZFLEISCH SCHO A LEDER?
TOANS WOHL DENA RECHT VÜ TRINKA
UND ALLN LEUTN FREUNDLI WINKA?
ODER TOANS VOR LAUTER WOLF SCHO HEULEN UND AM END AM ZAHNFLEISCH KREULEN?
GANZ UNRUAWIG BIN I BEIM DENKA WORDN,
WOLLT GLEI SCHO ZUM PC HOAMFOHRN-
UND SCHAUN,OB DORT SCHO WAS STEHT GSCHRIEBN-
NUR WEILS SO SCHEN WAR BIN I BLIEBN.
ERST NACH NEUNI SAUS I ZUM COMPUTER
UND HAB GLEI GSEHGN: ALLES IN BUTTER!
Danke für die vielen, für uns Daheimgebliebenen ganz wichtigen SUPERBERICHTE!
In Jakob steckt ja ein Schriftstellertalent...also:
JAKOB VOR DEN VORHANG!
wie kann so ein "junger Spund" schon so wortgewandt und abwechlsungsreich schreiben? (Natürlich braucht er auch Stoff zum Schreiben - und ich bin sehr froh nicht gesehn zu haben wie mein Mirakulixmann wia a gsengte S....bergab geradelt ist....)
aber trotzdem alle Achtung, nachträglich alles Gute zum Namenstag und Daniel zum Jubiläum!
Euch allen alle guten Wünsche für den krönenden Abschluß eurer Reise und für eine gesunde Heimkehr.
Wir freuen uns auf euch! Liebe Grüße aus Altaussee.

Beatrix hat gesagt…

YESSS, ihr habt's es g'schafft!!!
Wir Daheimgebliebenen gratulieren euch von Herzen und haben nie daran gezweifelt!!!
Unsere Hochachtung vor dem Wahnsinnsritt des Radlerteams, eine unglaubliche Leistung, wir sind stolz auf euch!!!
Gute Fahrt und einen gebührenden Abschluss eurer unvergesslichen Reise, was jetzt nicht heißen soll, dass wir genug von euren Berichten hätten! Nein, ganz im Gegenteil! Wir lechzen förmlich danach, Jakob, du hast deine Berufung schon gefunden!

Herzliche Gratulation und liebe Grüße aus Stiwoll an das ganze Camino-Team!
Beatrix, Manfred, Tobija und Ylvi-Luzia