Etappe 11
Bisher bewältigt: 1460,04 km
La Ciotat (nahe Marseille) – Tarascon (bei Avignon/Arles)
- 130,5 km
- 24,5 km/H Durchschnittsgeschwindigkeit
- 5 Stunden 28 Minuten Fahrtzeit
- 1248 Höhenmeter
- 4055 Kalorien pro Fahrer verbraucht
- 37°C Höchsttemperatur
Sportliche Höchstleistungen am heutigen, dem 11. Etappentag des Weges nach Santiago.
Die heute gemessenen Höhenmeter sprechen eine deutliche Sprache, starke Anstiege, hohe Temperaturen aber zugleich auch herrliche Passlandschaften. Marseille wurde so schnell wie möglich überbrückt, weil für Radfahrer schlicht ein sehr gefährliches Pflaster. Mit Geleitschutz jedoch konnte die Aufgabe gemeistert werden.
Wundert euch nicht, wenn der heutige sportliche Teil dieses Eintrages wieder nur als Kurzfassung daherkommt. Wie bereits gestern gibt es hierfür einen bestimmten Grund:
Eigentlich haben wir noch nie konkret von unserem Tagesablauf gesprochen. Und genau darauf wollten wir heute genauer eingehen – Wie läuft ein Tag „Camino 09“ in der Regel ab?
Durch die Bank ist das Aufstehen durch gegenseitiges Belauern und Abwarten im verschlafenen Halbdelirium geprägt, nach dem Motto, „Ich steh sicher nicht als erster auf.“.
Günther Rath, der diesen Lauerprozess meist als erster unterbricht, hat zumeist auch den ersten Satz des Tages für sich reserviert:“ Wos, so spät is scho?“. Um etwa 06:20 eröffnet der „Küchenchef“ die Kettenreaktion des Aufstehens, knapp gefolgt von Wolfgang Stieböck. Auf sein „Guten Morgen!“, entgegnet Günther ganz gern „Na, i hab ned verschlafen!“.
Gleich danach entsteigt Wolfgang Hasenhütl seiner Koie. Damit beginnt der allmorgendliche Wettlauf um die Pole Position auf Bad & Toilette.
Nachdem nun auch Peter Eisner und Daniel Blümmel den Nachtlagern entsteigen, weilt Jakob Egger noch im oben genannten Halbdelirium. Wenn nicht durch ein herzhaftes „Morgeeen!“ erweckt, wäre er wohl bis 10:00 noch nicht aufgestanden. Die Antwort beschränkt sich jedoch trotzdem zumeist auf ein unverständliches Geräusch a la „Hrmbrwl….“. Schließlich braucht er alle seine Kräfte für den allmorgendlichen Kampf mit der Liege, auf der er die Nacht verbracht hat.
„Daniel, wo is da Autoschlüssel?“. Einer der Leitsätze des Tages und mehrfach erwähnt. Der Fahrer als Verwalter des selbigen Schlüssels springt auf und ab, um den allmorgendlichen Wahnsinn des Beladens des Fiat Ducato einigermaßen Herr zu bleiben.
Während Günther und sein fleißiger Gehilfe Peter den Frühstückstisch bereiten stellt der „Doppelte Wolfgang“ bereits eine täglich vernommene Frage, nur um sie im selben Atemzug ohnehin selbst zu beantworten: „Wo san unsere Regenerationstabletten? Aso, da sind sie ja eh…“.
Beim Frühstück selbst kann der Magen noch so gegen die aufgenommen Mengen rebellieren, Günther kennt keine Gnade: „Essts no, da darf nix bleiben.“.
Als sich die Radler und ihr Sicherungsfahrzeug vom Lagerplatz mit einem kräftigen „Tschüß, bis bald!“ verabschieden, ist der unausgesprochene Grundgedanke des gesamten Teams derselbe: „Hoffentlich.“.
Die Radfahrer sind weg, das Mobile Office bleibt zurück und ist in erster Linie mit sich selbst beschäftigt. „Sollt ma ned noch Wasser nachfüllen?“, ist eine heiß diskutierte Frage, die gern einmal mit „Hamma eh noch genug.“ Beantwortet wird. Inzwischen vergehen 3 Tage, Wasser wurde immer noch keins getankt (dasselbe übrigens gilt für Treibstoff).
Unterdessen im Sicherungsfahrzeug: „Is des da richtig?“, fragt Daniel im Kreisverkehr.
Dieselben Fragen werden von den beiden Wolfgängen etwas abgewandelt gesellt: „Wo müss ma genau hin?“ (Wolfgang H.) & „Wo samma jetz grad?“ (Wolfgang St.). Hört sich verloren an, aber irgendwie sind wir ja immer noch durchgekommen.
Nach 30 Minuten bis einer Stunde läutet erstmals das Handy im Ducato. Peter ist dran: „Jo seas, wo seidsn ihr? – Aha. Jo wir san jetz erst weggfahren. – Wo soll ma uns treffen? – Frag amal die Fahrer obs da hinkommen können.“
Wenn man sich einmal verpasst, muss meist die lokale Gastronomie für die Zwischenversorgung der Radler herhalten. So geschehen heute in einem bekannten Fast-Food Lokal, in dem Wolfgang St. auch gleich sein unschlagbares französisch auspackt: „Des wü i a“, mit einer dermaßen frankophonen Aussprache. Köstlich ebenso die Antwort des Bediensteten am Schalter – kurz und knapp: „Comment?“ (franz.: „Wie?“).
Szenenwechsel. Peter und Günther sind mittlerweile auf der Suche nach einem Nachtlager. „So weit kommen die heut ja nimmer.“, ist Günther überzeugt. Doch sie kommen. Immer wieder und wieder.
Während der Rest der Mannschaft wie so oft auf der Suche nach dem erwählten Domizil ist, versucht Peter schon, das „Team Ducato“ via Funk zu erreichen, um dann jedoch festzustellen, dass diese sich noch außer Reichweite des Gerätes befinden.
Jedoch was lange währt wird bekanntlich gut, und so finden wir schlussendlich doch zusammen.
Beim Warten auf das Abendessen stellen sich altbekannte Muster wieder ein: „Wo san unsre Regenerationstabletten? – Aja, eh scho da!“ bzw. „Daniel, wo is da Autoschlüssel?“.
Während Günther pfeifend und singend seinem Grill einheizt, sorgen die Mägen mit lautem Knurren für die Zitate.
Auch nach dem Essen kommt es wieder gnadenlos: „Essts zamm. Überbleiben darf nix.“
Die Spaghetti jedoch hängen bereits bei den Ohren heraus.
Wir spülen sie mit gutem Rotwein mitleidlos wieder hinunter, auch wenn zwischendurch immer wieder beteuert wird: „I trink nur mehr ein Glasl“ oder „A Flaschn mach ma nur mehr auf.“
Und so endet ein weiterer Tag auf dem Weg nach Santiago, nur um morgen wieder genau gleich zu beginnen. Verrückt eigentlich…
P.S.: Nicht auf unser Wadl-Spiel vergessen! Jakobsmuscheln winken!
Der Blog an sich begibt sich wie das ganze Team ab morgen in eine kurze Pause, wir werden uns 3 Tage Regeneration gönnen und danach wieder voll berichten.
Bis bald,
Jakob
Für das
TEAM CAMINO 2009
4 Kommentare:
Wirklich ein Wahnsinn...unglaublich...
Peter Sommer
Liebes Camino 09 Team!
Nachdem ich ja nicht das ganze Team kenne - und schon gar nicht deren Wadl´n - gibt´s von mir kein "Wadl raten". Statt dessen möchte ich recht herzlich zu der tollen, sportlichen Leistung gratulieren.
Nur wer sich in Bewegung setzt, kann etwas bewegen!
In diesem Sinne: weiterhin alles Gute auf Eurem Wege und noch viele schöne und unvergessliche Erlebnisse bei eurem "Täglichen Wahnsinn".
Bernd Meister
Landesdirektor Bank Austria Steiermark
Nachdem's bei uns heut' auch so heiß war, verbrachten wir den Großteil des Nachmittags im Haus. UNERTRÄGLICH! Da fuhren doch plötzlich zwei Radler-im-Dress am Küchenfenster vorbei. Augenblicklicher Kommentar meinerseits: "Die spinnen, haben nix Besseres zu tun, als bei dieser Affenhitz' zu radeln!", um gleich darauf fortzufahren: "Wie's unser'm Team heut' wohl geht?" Wir daheim ziehen den Hut vor eurer grenznahen sportlichen Leistung und wünschen euch weiterhin GUTE FAHRT! Die Eindrücke und Erlebnisse auf eurer Tour werden wohl alle im Team nie vergessen!
Ps: Ich hoff' i g'winn' a Musch'l!
Liebe Grüße
Beatrix
Nun kommt von mir - das ist ganz klar - der "Radlerwadlkommentar":
AUSSEN LINKS SANS VOM HA-HÜ;
JAKOB,DER 2. HAT NIT SO VÜ (WADLN)
STIE-WOL NEHM I ALS DRITTEN AN,
DA PETER NUR DER VIERT' SEIN KANN.
DANIEL-SIACH I SO AUF DIE SCHNELLE-
IS GWISS DER AN DER 5. STELLE!
Aber oans, liabs Team, das is ganz fix:
bald kimmt da Mirakulix,
und dann habts nit grad mehra Radeln,sondern a sechsts Paar fesche Wadeln...
Weiterhin alles Gute für euer bewundernswertes Unternehmen
und daß nia vergeht euch d'Gaudi
das wünscht enk die Petritsch Traudi
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